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2012: Jürg Jost

Jürg Jost

Vielseitig interessierter Privatforscher

Anlässlich ihrer 91. Jahresversammlung vom 22. September 2012 in Lajoux verleiht die Schweizerische Paläontologische Gesellschaft die Amanz Gressly-Auszeichnung an Jürg Jost für seine besonderen Verdienste in der Molasseforschung.

Jürg Jost widmet sich äusserst engagiert der Bergung und Präparation sowie dem Studium von Molassefossilien, im Speziellen von Hai- und Rochenzähnen der Oberen Meeresmolasse. Durch unzählige Feldbegehungen über mehrere Jahrzehnte hat er eine wertvolle, umfangreiche und in ihrer Art einzigartige Sammlung von Fossilien zusammengetragen. Sein mit sehr grossem Aufwand gewonnenes und detailliert dokumentiertes Fundmaterial stellt er der Wissenschaft grosszügig zur Verfügung; von seinem detaillierten geologischen Wissen profitieren verschiedene interessierte Kreise, u.a. die Geologische Landesaufnahme. Viele von ihm selbst oder von anderen Forschern aus seinem Sammlungsmaterial gewonnene Erkenntnisse sind in wissenschaftliche Publikationen eingeflossen. Insbesondere die Säugetierstratigraphie des schweizerischen Molassebeckens erhielt durch Jürg Jost bedeutende Beiträge.


Kurzbiographie


Jürg Jost wurde 1959 in Zofingen geboren, wo er auch aufwuchs und heute wohnt. Mit 15 Jahren begann er, in der Molasse, dem unmittelbar in seiner Wohnregion anstehenden Gestein, Haifischzähne zu sammeln. Die jugendliche Sammeltätigkeit und Freude an Funden wich bald dem Interesse, mit den Funden eine Rekonstruktion der Lebensräume anzustreben. Bis Mitte der 90er Jahre konzentrierte sich Jürg Jost auf die Sammeltätigkeit in der OMM, wobei er Tonnen an Sedimentmaterial schlämmte. Gleichzeitig arbeitete er sich autodidaktisch in die Systematik der Haie und Rochen ein, wobei er sich hauptsächlich mit deren vielfältigen Zähnen auseinandersetzte. Dank Analysen verschiedener Selachierfaunen gelang es ihm erstmals in der Schweiz, für die geologischen Atlasblätter Aarau und Schöftland mit Hai- und Rochenzähnen eine Gliederung der OMM zu erreichen. Er sammelt und bearbeitet aber auch andere Fossilien aus der OMM, seien dies Meeressäuger- oder Knochenfischzähne, Mollusken, Seeigel oder Bryozoen. Ab Mitte der 90er Jahre wandte sich Jürg Jost zudem intensiv der Oberen Süsswassermolasse (OSM) zu. Auch dort bearbeitet er das ganze Spektrum der Funde von Kleinsäuger-, Knochenfisch- und Reptilienzähnen über Eierschalentrümmer und Ostrakoden bis zu Fisch-Otolithen – letzteres ist besonders aufwändig.
Bei seinen unzähligen Beprobungen der Molasse stiess er schon früh auf Funde von Säugetieren, im Wesentlichen Kleinsäugerzähne. Es waren diese Funde, die ihn Anfang der 80er Jahre in Kontakt mit Burkart Engesser und Johannes Hürzeler vom Naturhistorischen Museum Basel brachten. In der Folge ergaben sich weitere Kontakte mit Marc Weidmann, Giorgio Pilleri, Jean-Pierre Berger, Beat Keller, Daniel Kälin, Oliver Kempf, Bettina Reichenbacher u.a.
Den zweifellos bedeutungsvollsten Beitrag neben der Selachierforschung leistet Jürg Jost zuhanden der Säugetierpaläontologie. Seine zahlreichen von ihm entdeckten Säugetierfundstellen bildeten die Basis für die Säugetierzonierung der Schweizer Molasse, vor allem der OMM. So gehen die Referenzlokalitäten Bierkeller, die in der Schweiz den jüngeren Teil der europäischen Säugetiereinheit MN 3a charakterisiert, sowie Oberkulm-Sämlen, frühes MN5, auf Jürg Jost zurück. Aber auch bedeutende Materialien weiterer Referenzlokalitäten wie Goldinger Tobel 1, Trub-Sältenbach und Öschgraben wurden von Jürg Jost aufgesammelt.
Jürg Jost beeindruckt durch sein profundes Wissen, sei es in der Paläontologie, der Molassegeologie, Biologie oder Botanik, aber auch durch seine Herzlichkeit und Bescheidenheit.


Referenzen

JOST, J., KÄLIN, D., SCHULZ-MIRBACH, T. & B. REICHENBACHER. 2006. Late Early Miocene lake deposits near Mauensee, central Switzerland: Fish fauna (otoliths, teeth), accompanying biota and palaeoecology. - Eclogae geol. Helv. 99/3, 309-326.

GRAF, H.R., JOST, J., EBERHARD, M., KRUYSSE, H., REBER, D. & H. WILLENBERG. 2012. Blatt 1109 Schöftland. – Geol. Atlas Schweiz 1:25000, Karte 150.

GRAF, H.R., JOST, J., EBERHARD, M., KRUYSSE, H. & O. KEMPF. 2012. Blatt 1109 Schöftland. – Geol. Atlas Schweiz 1:25000, Erläut. 150.

JORDAN, P., EBERHARD, M., GRAF, H.R., DIEBOLD, P., JOST, J. & R. SCHÜRCH. 2011. Blatt 1089 Aarau. – Geol. Atlas Schweiz 1:25000, Karte 135.

JORDAN, P., GRAF, H.R., EBERHARD, M., JOST, J., KÄLIN, D. & P.-H. BITTERLI-DREHER. 2011. Blatt 1089 Aarau. – Geol. Atlas Schweiz 1:25000, Erläut. 135.

REICHENBACHER, B., KÄLIN, D. & J. JOST. 2005. A fourth St. Gallen Formation cycle (?) in the Karpatian Upper Marine Molasse of central Switzerland. - Facies 51, 160-172.