2006: Dr. h.c. Hans Hess
Echinodermenspezialist mit Weltruf
An ihrer 85. Jahresversammlung hat die Schweizerische Paläontologische Gesellschaft am 7. Oktober 2006 Dr. Dr. h.c. Hans Hess die Amanz-Gressly-Auszeichnung für seine besonderen Verdienste auf dem Gebiet der Paläontologie der Echinodermen verliehen.
Hans Hess setzt sich seit mehr als 50 Jahren mit seinem fundierten Wissen und viel Energie für die wissenschaftliche Erforschung der Taxonomie und Paläoökologie fossiler Echinodermen ein. Seine professionelle Bearbeitung der Funde aus der Schweiz und aus aller Welt hat dazu geführt, dass wichtige Fossilfundstellen einen internationalen Stellenwert erhalten haben. Die Bearbeitung fossiler Schlangensterne aus Schlämmrückständen ist bis heute die einzige Basis für eine verlässliche Bestimmung geblieben. Mit seinen unzähligen Publikationen und Monographien hat Hans Hess einen fundamentalen Beitrag zur Kenntnis der mesozoischen Echinodermenfauna geleistet, der weltweit höchste Anerkennung geniesst.
Kurzbiographie
Hans Hess wurde 1930 in Basel geboren, besuchte dort die Schulen und studierte an der Universität Basel Pharmazie. Er schloss das Studium mit einer Dissertation über ein mikrobiologisches Thema ab. Seine Berufsjahre verbrachte er in der pharmazeutischen Forschung & Entwicklung der Ciba (später Ciba-Geigy). Er wurde 1991 pensioniert. Seine Liebe zur Paläontologie geht auf die Schulzeit zurück, während der schon bald die Stachelhäuter oder Echinodermen (Seelilien oder Crinoiden, Seesterne, Schlangensterne, Seeigel) im Vordergrund der Sammeltätigkeit standen. Stachelhäuter waren in den 40er und 50er Jahren in der Umgebung von Basel noch häufig zu finden; dies gilt insbesondere für die im Zusammenhang erhaltenen Seelilien auf die sich Hans Hess vorerst konzentrierte. Später kamen Seesterne und bald einmal Schlangensterne dazu, deren Reste in Jura-Sedimenten sehr häufig sind, aber bis dahin wenig Beachtung fanden. Eine wissenschaftliche Bearbeitung dieser Fossilien war - im Gegensatz etwa zu Ammoniten - auch für einen Amateur mit vertretbarem Zeitaufwand möglich. Die erste Veröffentlichung (1950) galt einem Haarstern (Seelilie mit stummelartigem Stiel), gefolgt von Arbeiten über meist selbst aufgesammelte Seesterne und Schlangensterne. Diese Veröffentlichungen wurden vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Im Lauf der Zeit mutierte Hans Hess vom seine Funde eifersüchtig hütenden Fossiliensammler zum Mitarbeiter des Basler Naturhistorischen Museums, dem er seine Sammlung schenkte. Für interessierte Laien schrieb er das Büchlein "Die fossilen Echinodermen des Schweizer Juras", das einen Ueberblick über diese wegen ihrer Schönheit und vielfältigen Formen bei Sammlern beliebten Fossilien gibt (Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Basel No. 8, 1976). Nach der Pensionierung realisierte Hans Hess als Initiator, Mitherausgeber und Mitautor das Werk "Fossil Crinoids" (1999) in welchem Seelilien und ihre Lagerstätten über einen Zeitraum von 500 Millionen Jahren dargestellt werden. Eine überraschend reiche Fauna von Crinoiden aus dem Lias von Arzo (Kt. Tessin) mit weit über 30 Formen, darunter 17 neue Arten, ist Gegenstand des kürzlich erschienenen Bandes 126 der Schweizerischen Paläontologischen Abhandlungen (2006). Derzeit arbeitet Hans Hess an der Revision des Bandes über post-paläozoische Crinoiden des "Treatise on Invertebrate Paleontology". Mit diesen Arbeiten über Crinoiden hat sich der Kreis über die letzten 60 Jahre geschlossen. Für seine Verdienste erhielt Hans Hess den Ehrendoktor der Universität Basel (1989), den HH Bloomer Award der Linnean Society London (2001) und den Harrell L. Strimple Award der amerikanischen Paleontological Society (2002).
Referenzen (Auswahl)
HESS, H. 1950. Ein neuer Crinoide aus dem mittleren Dogger der Nordschweiz (Paracomatula helvetica n. gen. n. sp.). Eclogae Geologicae Helvetiae, vol. 2.
HESS, H. 1975. Die fossilen Echinodermen des Schweizer Juras. Veröffentlichungen aus dem Naturhistorischen Museum Basel, no. 8. 130pp., 48pls.
HESS, H., W. I. AUSICH, C.E. BRETT & M.J. SIMMS (eds.). 1999. Fossil Crinoids. Cambridge University Press. 299pp.
HESS, H. 2006. Crinoids (Echinodermata) from the Lower Jurassic (Upper Pliensbachian) of Arzo, southern Switzerland. Schweizerische Paläontologische Abhandlungen, vol. 126.